Beschlussvorschlag:
Die Stadtvertretung der Stadt Boizenburg/Elbe beschließt die
Belebung der historischen Altstadt durch die Umsetzung der erarbeiteten
Leitidee „Boizenburg – unglaublich – real“.
Für diese Maßnahme werden 500.000 EUR im Haushalt 2020
berücksichtigt.
Davon:
-
50.000 EUR für die Erarbeitung der Entwurfs- und
Umsetzungsplanung
-
450.000 EUR für die praktische Umsetzung der Entwurfs- und
Umsetzungsplanung
Sachdarstellung und Begründung:
Ausgangssituation
Eine schleichende Entwicklung vollzieht sich in der
historischen Boizenburger Altstadt. Aus einem urbanen Bereich der Begegnung mit
Handel, Gastronomie, Dienstleistung, Kultur, Tourismus und Wohnen wird
zunehmend eine pure Wohnstadt. Insbesondere der Handel wird immer weiter
zurückgedrängt.
Ein Blick nicht nur in die Nachbarstädte Wittenburg, Hagenow
oder Dömitz zeigt ein vergleichbares Bild. Überall werden indes enorme
Anstrengungen unternommen, dieser fatalen Entwicklung entgegenzuwirken, denn
eine lebendige Innenstadt ist entscheidend für das städtische Erscheinungsbild
insgesamt.
Die Altstädte in ihrer Funktionsvielfalt zu erhalten, ist
dabei eine Aufgabe, die jedoch allein durch die Verschönerung des äußeren
Bildes mittels Sanierungen alter Gebäude oder sauberer Straßen nicht
funktioniert. Der Anspruch der Aufgabe zeigt sich spätestens dann, wenn
versucht wird, erfolgreiche Lösungen neu belebter Innenstädte zu recherchieren.
Außer kurzzeitigen Erfolgsmeldungen durch die Organisation neuer meist kultureller
Veranstaltungen wird es schwer, entscheidende Wirkungsänderungen erkennen zu
können. Seien die Bemühungen aber auch noch so verschieden, über eines ist man
sich einig:
Die Stadt selbst muss
zum Erlebnis werden!
Auch der Leerstand ist seit Jahren ein Element, das zu einem
weiteren Verlust an städtischer Attraktivität geführt hat. Durch die vielfach
veränderte Nutzung von leerstehenden Geschäften zu neuem Wohnraum oder
Freiflächen, die ggf. als Parkplätze genutzt werden, fällt der schleichende
Wandel kaum auf. Mit jedem weiteren Handels- oder Dienstleistungsunternehmen,
das seine Tore schließt, verliert die Altstadt jedoch zugleich einen Teil ihrer
Identität. Damit droht der Funktionsverlust der Altstadt als Ort des Handels
und auch immer mehr als Ort der Begegnung.
In der Vergangenheit entwickelte Ideen und aus diesen
resultierende Aktivitäten haben keine ausreichende Situationsveränderung
zugunsten einer Belebung der Altstadt erbracht.
Grundsätzlich genügt das gegenwärtig vorhandene Potenzial an
touristischen Besuchsmagneten nicht, den Anforderungen an eine attraktive Stadt
mit unverwechselbarer Atmosphäre zu entsprechen, die nicht nur regional
positives Aufsehen erregen möchte.
Das bedeutet, die historische Altstadt benötigt einen
starken Impuls, um auch in Zukunft als funktionierende Innenstadt wahrgenommen
werden zu können.
Derartige Veränderungen bedeuten dabei auch stets ein
Umdenken in gänzlich neue Richtungen. Dieses Umdenken gilt es nicht nur
zuzulassen, sondern auch zu fördern, um unter Berücksichtigung des
demografischen Wandels, der Digitalisierung und dem veränderten
Konsumentenverhalten eine Vitalisierung der Altstadt herbeizuführen.
Dieser Situation zu entsprechen, wurde 2017 die Stelle des
Citymanagers geschaffen. Durch die Initiierung des Projektes „Altstadtbelebung
Boizenburg/Elbe“ soll die wesentliche Grundlage für zukünftige Maßnahmen im
Sinne des Citymanagements gelegt werden.
Ausrichtung
Ganz wesentlich soll es darum gehen, die Gestaltung eines
ganzjährigen „Erlebnisraums historische Altstadt“ zu organisieren, um die Stadt
dauerhaft mit mehr Leben zu füllen.
Der Bekanntheitsgrad von Boizenburg/Elbe soll systematisch
erhöht werden, so dass sogar eine überregionale Aufmerksamkeit erzielt werden
kann. Es sollen Anreize geschaffen werden, die Stadt nicht nur einmal, sondern
„immer wieder einmal“ zu besuchen.
Gegenüber dem jetzigen Stand wird beabsichtigt:
-
die Entwicklung und Schaffung von Besuchermagneten, die
Gäste und Einwohner/innen im bedeutenden Umfang regelmäßig zum Besuch der
Altstadt und zum Einkauf in dieser animieren
-
eine bedeutende Steigerung der Zahl der Besucher/innen der
Boizenburger Altstadt
-
die Steigerung der Aufenthaltsdauer der Gäste und
Einwohner/innen in der Altstadt auf mindestens zwei Stunden pro Besuch
-
die Erlangung eines überregionalen Bekanntheitsgrades
-
eine verbesserte Geschäftsgrundlage für Gewerbetreibende
-
eine dauerhafte Verringerung des Leerstandes
-
eine aktive Einbeziehung der Boizenburger/innen bei der
attraktiven Gestaltung ihrer Stadt
Grundsätzlich gilt es, eine Entwicklung zu initiieren, von
der die gesamte Stadt langfristig profitieren kann.
Zielstellung
Die wesentliche Grundlage für die Erreichung des Ziels der
Belebung der historischen Altstadt von Boizenburg/Elbe ist eine bedeutende und
dauerhafte Zunahme der Passantenfrequenz.
Der Weg dahin führt über eine systematische Steigerung der
Attraktivität der Altstadt in Richtung eines erlebnis- und freizeitorientierten
Shoppens in unverwechselbarer und anregender Kleinstadtatmosphäre.
Das Altstadtzentrum soll als erlebnisreicher Treffpunkt der
Boizenburger/innen und der Gäste der Stadt wahrgenommen werden. Als Folge der
Attraktivitätserhöhung wird zugleich eine Steigerung der innerstädtischen
Wertschöpfung erwartet.
Zielgruppen
Die Maßnahme zielt auf folgende für die Stadt besonders
relevante Zielgruppen ab:
-
Boizenburger Einwohner/innen
-
Nutzer/innen des Elberadwegs
-
Nutzer/innen der Bundesstraße 5
-
Nutzer/innen der Bundesautobahn 24
-
Wohnmobilisten
-
zukünftige Besucher/innen „Wittenburg Village“
Leitidee „Boizenburg
– unglaublich – real“
Es gilt, Argumente für Einwohner/innen und Gäste zu
schaffen, die diesen so viel Interessantes, Spannendes und Neues offerieren,
dass sie ein regelmäßiges Besuchen der Altstadt zum erlebnis- und
freizeitorientierten Shoppen in Betracht ziehen. Dabei spielen Erlebnisqualität
und Erlebniswert eine entscheidende Rolle. Der Anspruch liegt unter anderem
darin, innerstädtische Erlebnisse zu erzeugen, die den Besucher begeistern und
ihm Eindrücke vermitteln, die er nicht durch das Internet oder das Fernsehen
erhalten kann. Darüber hinaus gilt es, diese Erlebnisse möglichst in Verbindung
mit einem Einkaufsprozess zu bringen.
Auswahlkriterien:
-
Die Idee besitzt ausreichend Potenzial, die beabsichtigten
Wirkungen zu erzielen.
-
Die Idee stellt ein attraktives Alleinstellungsmerkmal dar.
-
Die Idee ist passend zur Stadt (Fliesenstadt).
-
Die Idee stellt einen ganzjährigen Anziehungspunkt dar.
-
Die Idee ist erweiterbar und ausbaufähig.
-
Der Besuch der Altstadt soll jedes Mal ein neues Erlebnis
werden.
-
Die Einwohner/innen sollen (wenigstens phasenweise)
einbezogen werden können.
-
Das Besuchserlebnis darf nicht übers Internet erwerbbar
oder konsumierbar sein.
-
Die Idee muss technisch realisierbar sein.
-
Die Idee muss finanziell (bei Bedarf auch etappenweise)
realisierbar sein.
Die Idee der
Innovationsgruppe
Spannende und außergewöhnliche Sinnestäuschungen erzeugt
durch Objekte und Darstellungen, die über die Boizenburger Altstadt verteilt,
den Verstand und die Wahrnehmung der Betrachter auf vielfältige Art
herausfordern, ergeben die Gestaltung eines „Erlebnisraumes historische
Altstadt“. Die Betrachter der Elemente (Objekte, Grafiken, Verweiloasen) sollen
durch diese und das gesamte städtische Umfeld nachhaltig begeistert werden.
Derartige Objekte und Grafiken können insbesondere Elemente
und Effekte aus den Bereichen der Kunst, der Mathematik, der Optik, der Akustik
sowie der Physik enthalten.
Bei den Betrachtern erzeugen sie neben Spannung und
Überraschung auch Erkenntnis und Wissen (wissenschaftliche Erklärungen), also
eine spannende Verknüpfung aus Neugierde, Unterhaltung und Wissenschaft.
Die Platzierung der Objekte und Darstellungen erfolgt
verkaufsfördernd in Verbindung mit entsprechend geeigneten Geschäften und
anderen Gewerben (z. B. Platzierung einer 3D-fähigen Darstellung vor dem
Optikergeschäft). Daneben sind spezielle Sinnestäuschungen besonders geeignet,
leerstehende Gebäude/Geschäfte in das System mit einzubeziehen.
Förderlich für das bewusste Erleben und Genießen der Objekte
und Darstellungen durch die Betrachter wirken außergewöhnlich attraktive
Verweilmöglichkeiten (Verweiloasen), die speziell zu diesem Zweck individuell
gestaltet werden.
Die Besucher werden von den Parkplätzen und dem Hafen
mittels entsprechend positionierter Sinnestäuschungen systematisch durch die
Altstadt geleitet, vorbei an den Geschäften oder teilweise sogar in die
Geschäfte hinein.
Streckenführung und Bestandteile der Leitidee
In der Startphase
ist die Strecke vom Hafen - Durchgang zur Klingbergstraße –Ziegenmarkt -
Klingbergstraße – Königstraße – Markt für eine Beplanung mit Elementen
vorgesehen.
Zahlreiche spannende
Elemente in Verbindung mit attraktiven Verweiloasen ggf. ausgestattet mit
Kühlung erzeugenden Beschattungen oder Nebelduschen sollen auf dieser Strecke
die Betrachter in ihren Bann ziehen und sie zum Verweilen animieren. Zu diesem
Zweck sind entsprechend notwendige Verkehrsanpassungen vorzusehen.
Vorteile der Leitidee:
-
als Gesamtkonzept noch von keiner Stadt
aufgegriffen
-
zielgruppenreich, das bedeutet auf irgendeine
Art fühlt sich fast jeder angesprochen (Neugier, Spannung, Wissenswertes, …)
- besitzt
künstlerischen und wissenschaftlichen Anspruch – trotzdem konsumierbar für
jedermann
-
spannende Verbindung aus Unterhaltung und
Wissenschaft
-
die Altstadt wird als ein attraktiver und
spannender Erlebnisraum wahrgenommen mit einer hohen Aufenthaltsqualität
-
hervorragende Bedingungen für Handel, Gewerbe,
Außengastronomie
-
große praktische Einsatzspannweite (Straßen,
Markt, Gebäude, Geschäfte, …) – die Besucher/innen werden von den Parkplätzen
und dem Hafen mittels entsprechend positionierter Objekte und Darstellungen
systematisch durch die Altstadt geleitet
- enorme
Werbemöglichkeit und –wirksamkeit
Zusammenfassung
In der aktuellen Situation des Kampfes der Städte gegen die
Auswirkungen des immer stärker werdenden Onlinehandels in Verbindung mit einem
Attraktivitätsverlust ihrer Zentren stellt die Leitidee einen bedeutenden
Wettbewerbsvorteil dar.
Ein erster Kostenüberschlag ergab einen finanziellen Bedarf
in Höhe von ca. 500.000 EUR, davon ca. 50.000 EUR für die Erarbeitung der
Entwicklungs-und Umsetzungsplanung. Dabei besteht die Notwendigkeit, die
Entwicklungs- und Umsetzungsplanung in Verbindung mit der praktischen Umsetzung
in nur einem Gesamtprozess zu realisieren. Begründet wird dieses mit den sich
ansonsten bei einer Splittung des Projektes ergebenden bedeutenden zeitlichen
Verzögerungen, damit verbundenen Kostenerhöhungen sowie entsprechendem
Wirkungsverlust.
Das Konzept „Boizenburg – unglaublich – real“ bietet die Chance, neben den bereits dargestellten Vorteilen, einen entscheidenden Beitrag für die Zukunft einer vitalen und erfolgreichen Stadt zu leisten, die man voller Stolz und Freude an die nächste Generation weitergeben kann.
Finanzielle
Auswirkungen:
Finanzielle Auswirkungen
|
Folgekosten
|
Betrag
|
Produkt.: Sachkonto: Verausgabt: Noch verfügbar: |
Deckungsvorschlag: HH-Plan 2020 |
Mitzeichnung im Bedarfsfall: Unterschrift
Fachbereich I ............................................
(Finanzen und
Soziales)
Personalrat ............................................
Gleichstellungsbeauftragte ............................................