Belebung der historischen Altstadt

Betreff
Belebung der historischen Altstadt
Vorlage
116/19/20
Art
Beschlussvorlage
Untergeordnete Vorlage(n)

Beschlussvorschlag:

Die Stadtvertretung der Stadt Boizenburg/Elbe beschließt die Belebung der historischen Altstadt durch die Umsetzung der erarbeiteten Leitidee „Boizenburg – unglaublich – real“.

Für diese Maßnahme werden 500.000 EUR im Haushalt 2020 berücksichtigt.

Davon:

-       50.000 EUR für die Erarbeitung der Entwurfs- und Umsetzungsplanung

-       450.000 EUR für die praktische Umsetzung der Entwurfs- und Umsetzungsplanung

 

Sachdarstellung und Begründung:

Ausgangssituation

Eine schleichende Entwicklung vollzieht sich in der historischen Boizenburger Altstadt. Aus einem urbanen Bereich der Begegnung mit Handel, Gastronomie, Dienstleistung, Kultur, Tourismus und Wohnen wird zunehmend eine pure Wohnstadt. Insbesondere der Handel wird immer weiter zurückgedrängt.

Ein Blick nicht nur in die Nachbarstädte Wittenburg, Hagenow oder Dömitz zeigt ein vergleichbares Bild. Überall werden indes enorme Anstrengungen unternommen, dieser fatalen Entwicklung entgegenzuwirken, denn eine lebendige Innenstadt ist entscheidend für das städtische Erscheinungsbild insgesamt.

Die Altstädte in ihrer Funktionsvielfalt zu erhalten, ist dabei eine Aufgabe, die jedoch allein durch die Verschönerung des äußeren Bildes mittels Sanierungen alter Gebäude oder sauberer Straßen nicht funktioniert. Der Anspruch der Aufgabe zeigt sich spätestens dann, wenn versucht wird, erfolgreiche Lösungen neu belebter Innenstädte zu recherchieren. Außer kurzzeitigen Erfolgsmeldungen durch die Organisation neuer meist kultureller Veranstaltungen wird es schwer, entscheidende Wirkungsänderungen erkennen zu können. Seien die Bemühungen aber auch noch so verschieden, über eines ist man sich einig:
 

Die Stadt selbst muss zum Erlebnis werden!

 

Auch der Leerstand ist seit Jahren ein Element, das zu einem weiteren Verlust an städtischer Attraktivität geführt hat. Durch die vielfach veränderte Nutzung von leerstehenden Geschäften zu neuem Wohnraum oder Freiflächen, die ggf. als Parkplätze genutzt werden, fällt der schleichende Wandel kaum auf. Mit jedem weiteren Handels- oder Dienstleistungsunternehmen, das seine Tore schließt, verliert die Altstadt jedoch zugleich einen Teil ihrer Identität. Damit droht der Funktionsverlust der Altstadt als Ort des Handels und auch immer mehr als Ort der Begegnung.

 

In der Vergangenheit entwickelte Ideen und aus diesen resultierende Aktivitäten haben keine ausreichende Situationsveränderung zugunsten einer Belebung der Altstadt erbracht.

 

Grundsätzlich genügt das gegenwärtig vorhandene Potenzial an touristischen Besuchsmagneten nicht, den Anforderungen an eine attraktive Stadt mit unverwechselbarer Atmosphäre zu entsprechen, die nicht nur regional positives Aufsehen erregen möchte.

Das bedeutet, die historische Altstadt benötigt einen starken Impuls, um auch in Zukunft als funktionierende Innenstadt wahrgenommen werden zu können.

 

Derartige Veränderungen bedeuten dabei auch stets ein Umdenken in gänzlich neue Richtungen. Dieses Umdenken gilt es nicht nur zuzulassen, sondern auch zu fördern, um unter Berücksichtigung des demografischen Wandels, der Digitalisierung und dem veränderten Konsumentenverhalten eine Vitalisierung der Altstadt herbeizuführen.

 

Dieser Situation zu entsprechen, wurde 2017 die Stelle des Citymanagers geschaffen. Durch die Initiierung des Projektes „Altstadtbelebung Boizenburg/Elbe“ soll die wesentliche Grundlage für zukünftige Maßnahmen im Sinne des Citymanagements gelegt werden.

 

Ausrichtung

Ganz wesentlich soll es darum gehen, die Gestaltung eines ganzjährigen „Erlebnisraums historische Altstadt“ zu organisieren, um die Stadt dauerhaft mit mehr Leben zu füllen.

 

Der Bekanntheitsgrad von Boizenburg/Elbe soll systematisch erhöht werden, so dass sogar eine überregionale Aufmerksamkeit erzielt werden kann. Es sollen Anreize geschaffen werden, die Stadt nicht nur einmal, sondern „immer wieder einmal“ zu besuchen.

 

Gegenüber dem jetzigen Stand wird beabsichtigt:

-       die Entwicklung und Schaffung von Besuchermagneten, die Gäste und Einwohner/innen im bedeutenden Umfang regelmäßig zum Besuch der Altstadt und zum Einkauf in dieser animieren

-       eine bedeutende Steigerung der Zahl der Besucher/innen der Boizenburger Altstadt

-       die Steigerung der Aufenthaltsdauer der Gäste und Einwohner/innen in der Altstadt auf mindestens zwei Stunden pro Besuch

-       die Erlangung eines überregionalen Bekanntheitsgrades

-       eine verbesserte Geschäftsgrundlage für Gewerbetreibende

-       eine dauerhafte Verringerung des Leerstandes

-       eine aktive Einbeziehung der Boizenburger/innen bei der attraktiven Gestaltung ihrer Stadt

 

Grundsätzlich gilt es, eine Entwicklung zu initiieren, von der die gesamte Stadt langfristig profitieren kann.

 

Zielstellung

Die wesentliche Grundlage für die Erreichung des Ziels der Belebung der historischen Altstadt von Boizenburg/Elbe ist eine bedeutende und dauerhafte Zunahme der Passantenfrequenz.

Der Weg dahin führt über eine systematische Steigerung der Attraktivität der Altstadt in Richtung eines erlebnis- und freizeitorientierten Shoppens in unverwechselbarer und anregender Kleinstadtatmosphäre.

 

Das Altstadtzentrum soll als erlebnisreicher Treffpunkt der Boizenburger/innen und der Gäste der Stadt wahrgenommen werden. Als Folge der Attraktivitätserhöhung wird zugleich eine Steigerung der innerstädtischen Wertschöpfung erwartet.

 

Zielgruppen

Die Maßnahme zielt auf folgende für die Stadt besonders relevante Zielgruppen ab:

-       Boizenburger Einwohner/innen

-       Nutzer/innen des Elberadwegs

-       Nutzer/innen der Bundesstraße 5

-       Nutzer/innen der Bundesautobahn 24

-       Wohnmobilisten

-       zukünftige Besucher/innen „Wittenburg Village“

 

Leitidee „Boizenburg – unglaublich – real“

Es gilt, Argumente für Einwohner/innen und Gäste zu schaffen, die diesen so viel Interessantes, Spannendes und Neues offerieren, dass sie ein regelmäßiges Besuchen der Altstadt zum erlebnis- und freizeitorientierten Shoppen in Betracht ziehen. Dabei spielen Erlebnisqualität und Erlebniswert eine entscheidende Rolle. Der Anspruch liegt unter anderem darin, innerstädtische Erlebnisse zu erzeugen, die den Besucher begeistern und ihm Eindrücke vermitteln, die er nicht durch das Internet oder das Fernsehen erhalten kann. Darüber hinaus gilt es, diese Erlebnisse möglichst in Verbindung mit einem Einkaufsprozess zu bringen.




Auswahlkriterien:

-       Die Idee besitzt ausreichend Potenzial, die beabsichtigten Wirkungen zu erzielen.

-       Die Idee stellt ein attraktives Alleinstellungsmerkmal dar.

-       Die Idee ist passend zur Stadt (Fliesenstadt).

-       Die Idee stellt einen ganzjährigen Anziehungspunkt dar.

-       Die Idee ist erweiterbar und ausbaufähig.

-       Der Besuch der Altstadt soll jedes Mal ein neues Erlebnis werden.

-       Die Einwohner/innen sollen (wenigstens phasenweise) einbezogen werden können.

-       Das Besuchserlebnis darf nicht übers Internet erwerbbar oder konsumierbar sein.

-       Die Idee muss technisch realisierbar sein.

-       Die Idee muss finanziell (bei Bedarf auch etappenweise) realisierbar sein.

 

Die Idee der Innovationsgruppe

Spannende und außergewöhnliche Sinnestäuschungen erzeugt durch Objekte und Darstellungen, die über die Boizenburger Altstadt verteilt, den Verstand und die Wahrnehmung der Betrachter auf vielfältige Art herausfordern, ergeben die Gestaltung eines „Erlebnisraumes historische Altstadt“. Die Betrachter der Elemente (Objekte, Grafiken, Verweiloasen) sollen durch diese und das gesamte städtische Umfeld nachhaltig begeistert werden.

Derartige Objekte und Grafiken können insbesondere Elemente und Effekte aus den Bereichen der Kunst, der Mathematik, der Optik, der Akustik sowie der Physik enthalten.

Bei den Betrachtern erzeugen sie neben Spannung und Überraschung auch Erkenntnis und Wissen (wissenschaftliche Erklärungen), also eine spannende Verknüpfung aus Neugierde, Unterhaltung und Wissenschaft.

Die Platzierung der Objekte und Darstellungen erfolgt verkaufsfördernd in Verbindung mit entsprechend geeigneten Geschäften und anderen Gewerben (z. B. Platzierung einer 3D-fähigen Darstellung vor dem Optikergeschäft). Daneben sind spezielle Sinnestäuschungen besonders geeignet, leerstehende Gebäude/Geschäfte in das System mit einzubeziehen.

Förderlich für das bewusste Erleben und Genießen der Objekte und Darstellungen durch die Betrachter wirken außergewöhnlich attraktive Verweilmöglichkeiten (Verweiloasen), die speziell zu diesem Zweck individuell gestaltet werden.

Die Besucher werden von den Parkplätzen und dem Hafen mittels entsprechend positionierter Sinnestäuschungen systematisch durch die Altstadt geleitet, vorbei an den Geschäften oder teilweise sogar in die Geschäfte hinein.

Streckenführung und Bestandteile der Leitidee

In der Startphase ist die Strecke vom Hafen - Durchgang zur Klingbergstraße –Ziegenmarkt - Klingbergstraße – Königstraße – Markt für eine Beplanung mit Elementen vorgesehen.

Zahlreiche spannende Elemente in Verbindung mit attraktiven Verweiloasen ggf. ausgestattet mit Kühlung erzeugenden Beschattungen oder Nebelduschen sollen auf dieser Strecke die Betrachter in ihren Bann ziehen und sie zum Verweilen animieren. Zu diesem Zweck sind entsprechend notwendige Verkehrsanpassungen vorzusehen.

 

Vorteile der Leitidee:

-       als Gesamtkonzept noch von keiner Stadt aufgegriffen

-       zielgruppenreich, das bedeutet auf irgendeine Art fühlt sich fast jeder angesprochen (Neugier, Spannung, Wissenswertes, …)

-       besitzt künstlerischen und wissenschaftlichen Anspruch – trotzdem konsumierbar für jedermann

-       spannende Verbindung aus Unterhaltung und Wissenschaft

-       die Altstadt wird als ein attraktiver und spannender Erlebnisraum wahrgenommen mit einer hohen Aufenthaltsqualität

-       hervorragende Bedingungen für Handel, Gewerbe, Außengastronomie

-       große praktische Einsatzspannweite (Straßen, Markt, Gebäude, Geschäfte, …) – die Besucher/innen werden von den Parkplätzen und dem Hafen mittels entsprechend positionierter Objekte und Darstellungen systematisch durch die Altstadt geleitet

-       enorme Werbemöglichkeit und –wirksamkeit

 

Zusammenfassung

In der aktuellen Situation des Kampfes der Städte gegen die Auswirkungen des immer stärker werdenden Onlinehandels in Verbindung mit einem Attraktivitätsverlust ihrer Zentren stellt die Leitidee einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil dar.

Ein erster Kostenüberschlag ergab einen finanziellen Bedarf in Höhe von ca. 500.000 EUR, davon ca. 50.000 EUR für die Erarbeitung der Entwicklungs-und Umsetzungsplanung. Dabei besteht die Notwendigkeit, die Entwicklungs- und Umsetzungsplanung in Verbindung mit der praktischen Umsetzung in nur einem Gesamtprozess zu realisieren. Begründet wird dieses mit den sich ansonsten bei einer Splittung des Projektes ergebenden bedeutenden zeitlichen Verzögerungen, damit verbundenen Kostenerhöhungen sowie entsprechendem Wirkungsverlust.

Das Konzept „Boizenburg – unglaublich – real“ bietet die Chance, neben den bereits dargestellten Vorteilen, einen entscheidenden Beitrag für die Zukunft einer vitalen und erfolgreichen Stadt zu leisten, die man voller Stolz und Freude an die nächste Generation weitergeben kann.

Finanzielle Auswirkungen:

 

Finanzielle Auswirkungen

Folgekosten

Betrag

Ja

Nein

Ja

Nein

Monatlich      

Jährlich          

 

Mittel stehen bereit:  Ja            Nein 

Produkt.:

Sachkonto:              

HH-Ansatz:              

Verausgabt:             

Noch verfügbar:      

Deckungsvorschlag:

HH-Plan 2020

     

     

     

     

 

Mitzeichnung im Bedarfsfall:                   Unterschrift

 

Fachbereich I                                    ............................................

(Finanzen und Soziales)

 

Personalrat                                       ............................................

 

Gleichstellungsbeauftragte        ............................................